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Cherno More Varna – Botev Plovdiv 3:0 (1:0)

am 30.08.2009, Ticha Stadion, Bulgarien , A-Liga, 2.500 Zuschauer

Nachdem man am frühen Nachmittag wieder in Dimitris modernes Gefährt eingestiegen war, ging es diesmal nach Norden Richtung Varna. Varna ist die drittgrößte Stadt Bulgariens mit dem größten Schwarzmeerhafen des Landes. Der örtliche Erstligist Cherno More (Schwarzes Meer) Varna musste Anfang August gegen Eindhoven die internationalen Bemühungen im Uefa Cup begraben, hatte aber voriges Jahr mit Platz 3 hervorragend in der Liga abgeschlossen. Bevor man aber über die mächtige Hafenbrücke in Varna einfahren konnte, hieß es noch die eine oder andere Bergüberfahrt zu bewältigen und auch sehr feine Küstenpanoramen konnten vom Beifahrerfenster aus beäugt werden. Dimitri erzählte zum x-ten Mal von den billigen Bau- und Mietpreisen in Bulgarien, und dessen Auswüchsen, so dass sich auch hier immer mehr Deutsche und vor allem ältere Engländer hier niederlassen (besonders zu Winterzeiten). Sogar ganze Engländerghettos hier an der Küste sind hier keine Seltenheit, ob der billigen Kaufpreise und vor allem Lebensnebenkosten. Danach lobte mein Fahrer und Fremdenführer auch noch (auch nicht zum ersten Mal!) die hervorragenden bulgarischen Eigenprodukte (Wein, Früchte, Obst und Gemüse..) und erzählte auch von seiner eigenen Garten- und Landwirtschaftkultur. Mich hier in naher Zukunft niederzulassen hatte und habe ich aber trotz aller Werbung nicht… ;-). Nach gut eineinhalb Stunden über die kurvige Küstenlandstrasse 9 waren auch die knapp 100 Kilometer nach Varna geschafft und man fuhr über die südlichen Hafenausläufer ins Zentrum der Stadt ein. Auch eine kurze Stadtrundfahrt der wichtigsten Sehenswürdigkeiten (die berühmte Kathedrale inklusive) war noch kurz drin bevor man sich zum Stadion aufmachte und die Touristenströme gleich wieder hinter sich ließ. Das örtliche Stadion „Ticha“ lag etwas versteckt zwischen Zentrum und Hafenpromenade im Nordostteil der Stadt. Am Eingang war man diesmal für 5 Lev dabei und es war sogar etwas mehr los als am Vortag. Auch bei den Kerneverkäufern vor Ort spielte sich eine lustige Szene vor dem öffnen der Stadiontore ab, als eine gut über 70 jährige Oma ein männliches Muskelpaket per Gehstock, im Streit um die besten Standplätze, malträtierte. Der körperlich weit überlegene männliche Konkurrent wusste gar nicht wie er damit umgehen sollte, hätte er sich gewehrt wäre die Oma sicher auseinander gefallen. Die Untätigkeit verpasste ihm aber mehr blaue Flecken als ihm lieb war. Als dann auch noch der voll bekernte Klapptisch von der furchtlosen Pensionistin zu Fall gebracht wurde, wurde es dem Widersacher zu bunt und auch die Oma musste einstecken, der Rest der Meute amüsierte sich ob der Szene. Die, aber auch hier die landläufige immer noch vorhandene Armut zu Grunde hatte, also eigentlich gar nicht so amüsant wenn man sich den Hintergrund näher zu Gemüte führt. Erst ein doch ernsthaft einschreitender Polizist konnte dann die Kampfhähne trennen und unter Androhung weiterer Schritte beruhigte sich die Situation und man machte sich auch selbst vom Acker und betrat das Stadionrund. Eine recht typische Ostblockschlüssel eigentlich. Plastiksitze, diesmal an drei Seiten, da die Vierte fehlte (Lagerhalle?), ein kleiner Tribünenüberbau längsseits und eine unüberdachte Gegengerade. Dazu ein voll eingezäunter Gästesektor, der heute auch benötigt wurde. Zuerst waren nur gut 10 Leute bei Anpfiff im Plovdiver Bereich, aber nach gut 10 Spielminuten wurde hinter dem Haupteingang fest gegrölt. Unter Polizeibegleitung kam der eigentliche Gästemob an, welcher zugleich zum Sektor geführt wurde. Somit war es eine gute Busladung voll die Mal Anfangs für Rabatz sorgte und auch 3 Transparente entrollte. Trotzdem war die vorhandene Heimkurve zahlenmäßig immer noch besser vertreten. Auch hier waren es vornehmlich Jugendliche die für den Support sorgten. Die Beflaggung war recht ordentlich und als die Botever ankamen wurden verbal einige Nettigkeiten ausgetauscht. Dies ging eigentlich minutenlang hin und her bis der Höhepunkt erreicht wurde und die Gäste versuchten per Ausgang und Zaunbesteigung ihren Sektor zu verlassen. Da ließen sich die Grünen auch nicht lange bitten und spazierten auch Richtung Gästeblock. Richtig ernsthaft war aber dann doch keiner der beiden Versuche, denn die in klarer Unterzahl agierende Staatsmacht hatte auch zu fünft plus zwei Hunde die Lage problemlos im Griff. Nach ein paar weiteren optischen und akustischen Einlagen war das Schauspiel dann beendet und just beim Abgang der Heimkurve fiel dann auch das 1:0 für Cherno More. Der Jubel erstickte dann auch die letzte Kampfmotivation und das Spiel war auch in eine Bahn gelenkt. Kurz vor der Pause sorgte dann noch eine Insultierungs-Rote Karte gegen Botev für weitere klare Verhältnisse. Gegen 10 Mann und wenig Gegenwehr hatte Varna in den zweiten 45 Minuten leichtes Spiel und setzte noch 2 Treffer drauf. Man schloss dann auch den Stadionrundgang ab soweit möglich und musste noch feststellen, dass hier zu Recht ein Uefa-Spielverbot herrscht. Die Infrastruktur ist einfach zu schwach, wenn auch bemüht. Zumindest wurden hier zur Pause die Mittellosen an den Securitiys vorbeigelassen um sich hier wenigstens eine Stunde Alltags-Abwechslung zu gönnen. Für die Gäste aus Plovdiv war die Reise heute unter „leere Kilometer“ zum Vergessen freigegeben. Es blieb die Schmähung der eigenen Mannschaft nach dem Schlusspfiff und eine beschwerliche Rückreise von der drittgrößten in die zweitgrößte Stadt Bulgariens. Denn Autobahnen sind hier (noch) fast nicht vorhanden, doch es wird gebaut (mittels EU Förderungsgeld natürlich). Aber frühestens in 5 Jahren ist hier eine fertige ernsthafte durchgehende Ost-West Verbindung zu erwarten. Trotz der spärlichen Straßenverhältnisse ist aber natürlich auch bereits für Landstrassen hier vor Ort eine Vignette zu bezahlen (damit wenn die Autobahn schon fehlt, trotzdem abkassiert werden kann). Ebenso in Planung sind zwei neue Stadien für die Schwarzmeervereine in Varna und Burgas. Auch diese Finanzierung ist mir eher rätselhaft, aber gut in Varna kann man es auch brauchen. In Burgas steht eh ein guter 20.000er Allseater, von daher versteh ich einen Neubau nicht ganz. Aber gut erledigt ist das eh erst, wenn die Dinger wirklich fertig stehen. Die aktuellen Erstliga-Schwarzmeergrounds waren nach diesem Wochenende jedenfalls meinerseits erledigt und wenn mal was neues hier (ent-)steht kann man ja wieder vorbei schauen. Dimitri setzte mich dann spätabends wieder sicher an meinem Urlaubsort ab und auch unsere Zweckgemeinschaft löste sich somit auf. Lustig war’s aber allemal, doch wird’s auch nächstes Jahr wieder eine andere Destination werden. Auf zu neuen Ufern sozusagen, aber vorerst kann jetzt erstmal der Herbst mit anderen Reisen kommen.

 

 

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